Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt, von klein auf. Am Ende habe ich meinen Weg gefunden. Mit vielen Wendungen und Schleifen - zugegeben. Ich möchte dir einen kurzen Überblick geben, welche Optionen zur Auswahl stehen, wie man zu einem Pferdetrainer werden kann.
3 Wege zum Ziel:
Wie immer gibt es verschiedene Wege um an sein Ziel - Pferdetrainer zu werden - zu kommen. Hier sind 3 Varianten, aber natürlich gibt es auch noch mehr und Mischformen davon und Leute die alles ganz anders gemacht haben.
1. Der klassische Weg: die Ausbildung
Zunächst gibt es natürlich die Ausbildung zum Pferdewirt. Hier gibt es 5 verschiedene Spezialisierungen:
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Klassische Reitausbildung
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Pferdehaltung und Service
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Pferdezucht
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Spezialreitweisen
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Pferderennen
Das ist schon eine ganze Menge Auswahl. Doch wie bei jeder Ausbildung hängt dein Können als Pferdetrainer hinterher stark von deiner Ausbildungsstätte ab. Wählt man hier nicht richtig, so mistet man im schlimmsten Fall jahrelang Boxen und lernt sehr wenig über die Pferdeausbildung. Ich empfinde zudem den Lehrplan nicht ganz zielführend. Für mich fehlen Punkte wie Pädagogik und Psychologie (für Mensch und Pferd). Ich bin einmal einer Pferdewirtin begegnet, die mir dann erzählte, sie wisse bis heute nicht wie man Jungpferden die Reiterhilfen beibringe. Sie war wohl in einem Ausbildungsstall für Fortgeschrittene Pferde. Dennoch halte ich das für absolutes Grundwissen.
Der größte Kritikpunkt für mich ist allerdings die Art und Weise wie in den Großen Verbänden Pferdewohl gelebt wird. Klar, alle schreiben sich das nun auf die Fahne, doch jeder, der sein Pferd wertschätzt kann erkennen, dass hier noch ein weiter Weg zu gehen ist. Das ist wirklich sehr schade. Gerade junge Menschen entscheiden sich für diese Ausbildung und ich habe das Gefühl, dass sie hier oftmals abgestumpft werden. Schnell sieht man in der Industrie was "schief läuft" und "was richtig schief läuft". Die gesamte Wahrnehmung wird verzerrt und Praktiken als normal eingestuft, die man zuvor abgelehnt hätte. Wichtig: Nicht alle Betriebe sind so. Wenn du dich für die Ausbildung entschieden hast und zufrieden mit deinem Ausbilder bist hast du nichts falsch gemacht! Am Ende des Tages sollten wir immer kritisch hinterfragen was uns gelehrt wird, egal von wem.
Die Verdienstaussichten können bei diesem Weg stark schwanken. Mir hat meine damalige Reitlehrerin von der Ausbildung abgeraten. Sie meinte "Reitlehrer sei ein Hobbyberuf wie Hebamme". Autsch. Das muss man sich vorher gut überlegen. Insbesondere ohne eigenen Hof hat man ein paar Hürden zu überwinden um hier richtig Geld zu verdienen (und seinem Stil trotzdem treu zu bleiben). Wenn du noch andere Talente hast könntest du auch Weg 2 wählen und dich Nebenberuflich Ausbilden lassen.
2. Der teure Weg: freie Institute und Fortbildungen
Noch vor ein paar Jahren war die Anzahl der Anbieter sehr übersichtlich und die Auswahl begrenzt. Heute wird man auch in der Pferdewelt von Instituten und Angeboten nur so überschüttet. Es ist wie in einem Dschungel, man muss sich mühsam durchkämpfen denn: Nur weil die Social Media Präsenz glänzt und die Homepage professionell aussieht heißt es noch lange nicht, dass man bei dem Angebot auch viel lernen kann. Ich habe eher das Gegenteil festgestellt. Viele gute Pferdetrainer sind keine Marketing Profis und man entdeckt sie, wenn überhaupt, nur durch Zufall. Seid bei der Auswahl also auch hier besonders Aufmerksam. Einen Ausbildungsplatz kann man wechseln, aber wer hier einmal mehrere Tausend Euro in eine Fortbildung investiert hat, bekommt diese nicht zurück. Wenn du also nur ein begrenztes Budget hast, inspiziere die Angebote genau! Hier sind ein paar wichtige Eckpunkte nach denen du Ausschau halten solltest:
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Praxisanteil - Learning by Doing ist extrem wichtig! Auch für schüchterne und introvertierte Menschen
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Laufzeit und Möglichkeiten zur Verlängerung
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Persönliche Betreuung und Feedback - schätze realistisch ein wie viel persönliche Betreuung du brauchst und wie viel in dem Angebot zu bekommen ist
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Philosophie und Trainingsmethoden: Hier wird oft getrickst um es einer möglichst breiten Masse schmackhaft zu machen. Schau genau hin ob die Art und Weise zu dir passt und mit deinen Vorstellungen und Werten harmonieren.
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Voraussetzungen: Kläre ab, ob das Angebot zu deinem Wissensstand passt oder ob es zu "Einfach" oder zu "Fortgeschritten" für dich ist
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Zeitaufwand. Machst du die Fortbildung nebenher muss sie auch zu deinem Zeitplan passen (siehe Punkt 2). Reisezeiten sind nicht zu verachten. Auch Videos brauchen Zeit um sie ernsthaft anzusehen.
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Welche Möglichkeiten hast du hinterher? Gibt es ein Trainernetzwerk? Werden regelmäßig Weiterbildungen angeboten?
Im Gegensatz zur Ausbildung ist hier mehr Varianz geboten. Die meisten Fortbildungen im Pferdetrainer Bereich sind deutlich kürzer als eine Ausbildung. Das bedeutet zwar, neben weniger Boxen misten, auch weniger Zeit um Praxiserfahrung zu sammeln. Diese ist jedoch wichtig. Um mit Fortbildungen Erfolg zu haben solltest du mindestens ein (besser mehrere Pferde) zum Üben haben. Doch keine Angst, es müssen nicht deine eigenen sein. Eine oder mehrere Reitbeteiligungen sind genauso gut!
Ist die Fortbildung dann geschafft fühlt man sich toll und selbstbewusst und will sofort loslegen. Der Einstieg in den Beruf kann von sehr einfach bis hin zu extrem schwer sein. Meistens ist das aber nicht so schlimm, da du noch eine weitere Verdienstquelle hast. Du kannst dir deine Kunden somit aussuchen und behältst den Spaß an der Sache.
3. Der Selfmade Pferdetrainer
Hier sind alle zu Hause die durch Erfahrung und viel Üben und Versuch und Irrtum Pferdetrainer geworden sind. Das ist ein steiniger und langwieriger Prozess und das Ergebnis ungewiss. Man muss sehr viel Eigeninitiative investieren um nicht nur Pferdetrainer sondern ein guter Pferdetrainer zu werden. Warum? Wenn du 20 Pferde gratis im Umkreis trainierst sammelst du sehr viel Erfahrung. Aber wenn du regelmäßig von 10 davon herunterfällst lernst du vielleicht nicht das Richtige. Um sich mit Hilfe von Videos und Büchern selbst zu coachen ist extrem schwierig und man braucht mindestens regelmäßigen Unterricht (der ist allerdings auch den anderen beiden Gruppen wärmstens empfohlen). Eiserne Selbstdisziplin ist ein muss, zusätzlich braucht man auch ein Quäntchen Glück um an die passenden Pferde zu geraten.
Fazit
Am Ende ist es dir überlassen welchen Weg du wählst. Wenn du dir unsicher bist, sprich mit verschiedenen Pferdetrainern. Behalte ein offenes Ohr für die Erfahrungen und Erzählungen anderer und achte auch auf die unterschwelligen Botschaften. Es ist nicht wichtig welchen Weg du wählst, die Reise zum Ziel beginnt immer mit dem ersten Schritt.
Welche Erfahrungen mit Trainern hast du schon gemacht? Möchtest du gerne Pferdetrainer werden?
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