Wozu braucht es überhaupt individuelle Ansätze im Pferdetraining? Inzwischen gibt es viele erfolgreiche Programme bei denen man einfach Stufe für Stufe und Level für Level absolviert. Pferde sind immer gleich, egal welche Fellfarbe sie haben, in welchem Stall sie stehen oder ob nun in Stadt A oder B, oder etwa nicht?
Die individuellen Bedürfnisse verstehen
Pferde haben, wie wir Menschen, einzigartige Persönlichkeiten, körperliche Fähigkeiten und Lernstile. Ein individueller Trainingsansatz ermöglicht ein tieferes Verständnis der spezifischen Bedürfnisse jedes Pferdes. Indem wir diese individuellen Unterschiede anerkennen und respektieren, können wir eine effektivere und harmonischere Trainingsumgebung schaffen.
Neben den physischen Eigenschaften berücksichtigt das individuelle Training auch die mentalen und emotionalen Aspekte der Pferde. Durch die Anerkennung ihrer individuellen Temperamente und Kommunikationsstile können wir eine stärkere Bindung zu den Tieren aufbauen. Dieser Ansatz fördert auch ein Gefühl des gegenseitigen Verständnisses und der Sicherheit.
Der Weg zum Erfolg: Individuelles Training erkennen
Als Pferdebesitzer und -trainer wird man oft mit vielen verschiedenen Trainingsmethoden konfrontiert. Dabei ist es häufig nicht wichtig speziellen Dogmen zu folgen ("Führe dein Pferd immer von links/ vorne/ hinten/...") sondern man muss erkennen lernen was dahinter steckt. Um bei meinem Führbeispiel zu bleiben: Wie fühlst du dich beim Führen in den verschiedenen Positionen? Wie viel Abstand wünschst du dir von deinem Pferd? Wie fühlt sich dein Pferd, wenn du dich an unterschiedliche Positionen begibst? Was versucht es dir mitzuteilen? Manchmal braucht man auch in unterschiedlichen Phasen der Ausbildung unterschiedliche Lösungen. Man kann beispielsweise bei einem Pferd mit mehr Abstand beim Führen starten und später, wenn sich beide damit wohler fühlen, die Distanz verkürzen. Bei einem sehr unsicheren Pferd ist es vielleicht genau umgekehrt.
Haben wir wirklich alle die selben Voraussetzungen?
Macht es einen Unterschied ob mein Pferd nun in Nürnberg oder Erlangen steht? Im Offenstall oder halbtags in der Box? Ob es 10kg Heu bekommt oder 20? Ich denke ja! In Nürnberg oder München steht es vielleicht in der Nähe einer Autobahn oder des Flughafens. Das könnte körperliche Beeinträchtigungen hervorrufen (zB durch das Ausgesetzt sein von Giftstoffen und Lärm) oder auch psychische (evtl kann das Pferd manchmal nicht schlafen wenn viel los ist/ ein ungewöhnliches Ereignis passierte). Auch die haltung kann körperliche und psychische auswirkungen auf unser Pferd haben und auch hier braucht jedes Pferd etwas anderes. Während ein Pferd im Aktivstall glücklich ist hat ein anderes vielleicht nicht genug Ruhe zum Fressen oder schlafen. Wärend ein Pferd möglichst viel Heu braucht bekommt ein anderes dabei eine Rehe.
Individuell bedeutet auch auf die Tagesform einzugehen
Was bedeutet das für unser Training? Wir sollten auf die feinen Signale unseres Pferdes achten und jeden Tag aufs neue bereit sein unsere Ziele dem Pferd gegenüber hinten anzustellen. Oft wissen wir nicht warum etwas bestimmtes an einem Tag klappt, am nächsten aber nicht. Oder warum unser Pferd heute schlechte Laune hat. Wie in einer menschlichen Beziehung auch finde ich es wichtig das seinem Partner nicht vorzuhalten, sondern gemeinsam das zu tun, was für diesen Tag möglich ist und beiden Freude bereitet!
Fazit
Individuelles Pferdetraining ist kein vorübergehender Trend, sondern ein grundlegender Aspekt effektiver und vertrauensvoller Arbeit mit Pferden. Indem wir die Individualität jedes Pferdes anerkennen und wertschätzen, können wir das Trainingserlebnis verbessern und die Bindung zwischen uns und unseren Pferden stärken.