Natural Horsemanship - Kommunizieren wie ein Pferd

Veröffentlicht am 16. März 2024 um 09:26

Im Natural Horsemanship heißt es oft, man kommuniziere mit Pferden, als wäre man selbst ein Pferd. Das "natural" im Namen soll andeuten, dass alles für das Pferd völlig natürlich und intuitiv ist. Auch wenn ich persönlich ein Freund von gutem Horsemanship bin, sehe ich das ein wenig anders.

Warum ich Natural Horsemanship nicht so "natural" finde:

  1. Pferde sind nicht dumm (kein einziges davon!). Ich bin mir sicher, dass sie wissen, dass wir keine Pferde sind. Wir können also nicht genau so mit ihnen kommunizieren, wie sie es untereinander tun. Schon unser Körper und unsere Wahrnehmung erlauben das nicht. Nur wenige Menschen haben das Glück, eine echte Herdenbindung mit ihrem Pferd zu formen. Die meisten von uns müssen nach spätestens 2-3 Stunden wieder weg.

  2. In der Natur können sich Pferde ihre Herde aussuchen. Läuft es mit dem Leittier nicht gut, hat das Pferd die Freiheit, die Herde zu verlassen und sich einer anderen anzuschließen. Dieses Szenario ist unseren Hauspferden allerdings selten vergönnt.

  3. In der Natur sind Pferde auch nicht immer sanft zueinander. Ja, das stimmt. Doch in der Wildnis sind Streitigkeiten schnell beigelegt, und danach kehrt wieder Ruhe ein. Beim Training verlangen wir jedoch oft über längere Zeit die ungeteilte Aufmerksamkeit des Pferdes – 20, 30, 40 oder sogar 60 Minuten. Erst nach links, dann nach rechts, dann eine andere Gangart, mehr Biegung, Übergänge... Die endlose Reihe von Aufgaben, die wir stellen, fühlt sich für das Pferd sicher nicht gerade "natürlich" an.

  4. Oft möchten wir gar nicht, dass unser Pferd mit uns so "spricht", wie es mit anderen Pferden tun würde. Soziale Fellpflege mit den Zähnen würde ziemlich weh tun! Ganz zu schweigen von dem Gebrauch der Vorderhufe bei manch einer Begrüßung oder einem Tritt mit den Hinterbeinen, um mehr Abstand zu fordern – das sind Interaktionen, auf die wir gut verzichten können.

 

Wenn Natural Horsemanship also nicht so "natürlich" ist, warum funktioniert es dann?

Es funktioniert, weil das Lernprinzip der negativen Verstärkung (Druck hin – Druck weg) angewendet wird. Auf diese Weise lernen die Pferde nach und nach. Wenn du wissen möchtest wie genau das funktioniert und welche anderen Lernformen es noch gibt, dann schau hier in meinen Beitrag zu den Lernformen.